Das holländische Septett Personal Trainer liefert Songs, die klingen, als hätte man all seine Lieblingskoryphäen des Indie-Rock in strahlenden Pop-Psalmen verpackt. Einer der frühen Karrierehöhepunkte der Band war ein 24-stündiger (!) Auftritt in Amsterdams legendärem Poptempel Paradiso – ja, Personal Trainer sind etwas spinnert. Und so springen sie von einem Ort der Musikgeschichte zum Nächsten, haben eine fast kindliche Freude am Experiment und entfachen auf der Bühne ein Spektakel, bei dem man fast den Überblick darüber zu verlieren droht, welche musikalischen Stile sie da gerade wieder miteinander kreuzen. Wirklich hochgradig spannend und abwechslungsreich ist das, was bei ihren Konzerten passiert. Früher Indie-Rock der reinen Lehre, kochen Personal Trainer nun eine Art all-over-the-place-stew. Als würden Jack Black, James Brown, Greg Dulli und James Chance und eine junge Meute kreativer Verrückter sich an einem abenteuerlich zusammengesetzten Eintopf aus Indie-Rock, Soul, No-Wave, Pop und experimentellem Dance-Punk versuchen. Das groovt mächtig.
Willem Smit steht im Mittelpunkt der Band – und er hat definitiv mehr als nur ein Talent. Singen zu können ist das eine, aber aus natürlicher Präsenz eine stimmige Bühnenpersönlichkeit zu entwickeln fällt vielen schwer. Nicht so Smit – seine Ausstrahlung ist äußerst natürlich, er erzielt Wirkung, serviert sein Werk mit augenzwinkernder Chuzpe. Mit unkonventioneller Instrumentierung und sarkastischen Lyrics sitzen Personal Trainer ohnehin zwischen allen Stühlen, locken ihr Publikum aus der Reserve, Smit ist „gleichzeitig Indie und Anti“ (RBF), „holzt sich mal den Weg zur nächsten Hook frei, bleibt aber immer unvorhersehbar und im richtigen Maße experimentell.“
Aber Personal Trainer-Konzerte haben lediglich den Anschein, kein geordnetes Prinzip als Grundlage zu haben – sehr wohl ist das, was die sieben Menschen da anstellen, ausgetüftelt und zu Ende gedacht. Aber eben auch mit so viel anarchischer Kraft ausgestattet, dass man mit offenem Mund diesem Reiz-Feuerwerk zuschaut und sich einfach mittragen lässt. Mit Auftritten auf Festivals wie SXSW, Eurosonic, End of the Road Festival, Great Escape, Wilderness, Best Kept Secret und dem Reeperbahnfestival haben sie international ihre Stärken bewiesen. Und sie werden auch unter dem OBS-Kirschbaum für begeistertes Staunen sorgen.
(Foto: Tom van Huisstede)