Bikini Beach

Zuckerbrot und Peitsche. Fuzzige Riffs und mitreißende Songs, serviert mit atemnehmender Rotzigkeit. Nach mittlerweile sieben Alben klingt das Trio vom Bodensee düsterer als bisher. Kein Wunder, bei all dem Scheiß um uns herum. Trotzdem ist da diese wundervoll zugängliche Musik, die an Unmittelbarkeit kaum zu übertreffen ist.

Herrlicher High-Energy Fuzz, gepflegte Slacker-Attitude, infektiöser Garage-Punk mit einer Prise Surf und Psychedelic. Bester Sixties-Garagen-Sound wie aus der Hitschmiede der Fuzztones oder Miracle Workers. Dabei haben die Fuzz-Darlings aus Konstanz nichts mit den Helden der Eighties am Hut. „Diese Bands kannten wir tatsächlich bis vor kurzem gar nicht“, sagt Nils zu den Wurzeln von Bikini Beach. „Eigentlich gibt es null Verbindung zu den Eighties wie auch zu den Seventies. Die haben sich auch nur an den Sixties orientiert, wie wir. Unsere Wurzeln gehen auf die frühen Alben von Ty Segall, Thee oh Sees, Sixties- Garage, Them, Link Wray, oder ganz einfach die Beatles zurück. Manchmal schleichen sich auch klassische Black Metal Licks, die Stimmung von Joy Division oder Nirvana-ähnliche Riffs ein.“ Aus diesen Wurzeln lassen sie dreckigen Garagenrock voller Distortion, Fuzz, Echos und Delays sprießen. Ihre Songs sind meistens kurz. Nach zwei, zweieinhalb bis drei Minuten ist alles erzählt, nein, rausgerotzt. Kein unnötiges Gramm Fett. Grandiose Hooks, Beats die in die Beine gehen, elektrisierende Background-Chöre. Keine Verzierungen, keine überladene Symbolik, kein Bullshit. Auch zwischen den Songs kaum ein Wort. Schnell weiter, lass‘ krachen. „Die Liebe zur simplen, direkten und rauen Rockmusik ist, nicht tot zu kriegen“, davon ist die Band überzeugt. „Da stecken so viele Emotionen dahinter, so viel Energie, die man direkt rauslassen kann. Nicht nur als Besucher*innen beim Konzert, sondern auch direkt am Instrument.“ Irgendwo hin muss man ja mit seinen Gefühlen. Also raus damit. Hat die Zeitmaschine in den Sixties angehalten?

Nö. Bikini Beach scheren sich einfach nicht um Trends oder Verkaufszahlen. Dazu Texte, die unter die Haut gehen. Es geht z.B. „um destruktive Strukturen, die seit Generationen einfach weitergegeben werden und sich tief in die eigene Persönlichkeit eingepflanzt haben. Obwohl man sich dessen vielleicht gar nicht so bewusst ist“, sagt die Band zu „Family“. Und wenn sie dann auch noch Mudhoney covern (nein, nicht das naheliegende „Touch Me, I’m Sick“ sondern „Sweet Young Thing Ain’t Sweet No More“) sind die Eckdaten erzählt. Wer Bikini Beach mal live erleben durfte, wird ihre unbändige Freude, ihren Schwung, ihre Hingabe nicht vergessen. Das ist extrem wuchtig und mitnehmend. Unser Kronleuchter wird vibrieren.

(Foto: Basil Koller)

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Hintergrund-Foto: Lucja Romanowska

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