Dylan LeBlanc ist ein Singer-Songwriter und Multi-Instrumentalist, der sich oft am Rande des Abgrunds wiederfindet – oder „auf der Rasierklinge tanzt“, wie er es nennt – da dies alles ist, was er je gekannt hat. Schon als kleiner Junge zwischen Texas, Louisiana und Alabama hin- und hergeworfen, bleibt LeBlanc nie zu lange an einem Ort. Ein nomadischer Antrieb durchzieht sein Leben und seine Musik – da ist diese sehnsuchtsvolle Stimme, da sind die Songs, welche Landschaften und Szenerien erschaffen, mit einer äußerst lässigen Musikalität, mithilfe derer er und seine Band durch alle Americana-Seitentäler ziehen. Sie transportieren die Leichtigkeit und Anmut des Westcoast, die beizeiten ausbrechende Brachialität des Heartland-Rock, schwelende Southern-Hitze und meisterlichen Country-Folk, zwischen Desert-Sound und jam-artigem Rockspektakel. „Dylan LeBlanc ist ein Songwriter von ungewöhnlicher Anmut und Kraft“ schreibt NPR. Tatsächlich bewegt sich der Mittdreißiger in einer Liga mit den Größten des Genres, man denke an Neil Young oder Tom Petty , auch an Neal Casal, die Felice Brothers oder Israel Nash. Denn Dylan LeBlanc bildet nicht lediglich Stilistiken ab, bloße Untermalung ist seine Sache nicht. Er geht weit tiefer. Auch wenn er Storytelling betreibt, sind Künstler und Werk nur schwer zu trennen – Lebenserfahrungen, Talent im Übermaß, Fantasie und Lebenswillen: aus seiner Musik spricht er selbst. „LeBlancs Musik ist eine rohe und ehrliche Erkundung des menschlichen Zustands“, konstatiert entsprechend der Rolling Stone.
In Anbetracht der ausgeprägten Weisheit und der Lebenserfahrung in seiner Stimme ist es keine Überraschung, dass LeBlanc viel durchmachen musste. Eine chaotische, kriminelle Jugend, Sucht, Abstürze. Die inneren Dämonen gaben keine Ruhe, der finale Abgrund war stets nur einen Schritt entfernt. Aber – so romantisierend sich das auch lesen mag – er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, welche Schönheit aus Beharrlichkeit entsteht. LeBlancs Hartnäckigkeit und Lebenswille hat sich in hohem Maße ausgezahlt, was ihm nach einigen Irrungen und Wirrungen nicht nur eine geordneteres Leben, sondern auch einen Plattenvertrag mit ATO Records einbrachte. Die Veröffentlichung des von der Kritik gefeierten „Renegade“ im Jahr 2019 entsprang daraus und zuletzt „Coyote“, von dem LeBlanc sagt, es sei „die Platte, die er schon immer machen wollte.“ Beides: Meisterwerke.
Und auch unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Vier Jahre lang haben wir vergeblich versucht, Dylan LeBlanc zu buchen, als gäbe es ein Morgen. Nun endlich wird er unter unserem Kronleuchter seine Magie entfalten. Das wird… schön.
(Foto: Trevor Wiggins)