Gardens

Gardens kommen aus Wien, sind zu viert und verstehen es, „das Erhabene aus der Unordnung herauszufiltern. Ihre Musik umarmt Umbrüche mit unheimlicher Klarheit, Wärme und Selbstbewusstsein“, so steht es bei extra-music.at geschrieben, „aber sie ist auch durchzogen von der Akzeptanz und Enträtselung der dunkleren Strömungen des Lebens“. So weit, so tief.


Man kann sehr wohl ins Schwärmen geraten über diese noch nicht lange existierende Band, die einen Sound kreiert, der jugendliche Indie-Unbekümmertheit mit fast altersweisen Zutaten konterkariert. Als hätte schwärmerischer Westcoast-Dream-Pop seine Heimat in Österreich gefunden, würde seine Verwandtschaft zu seligen Mid-Century Twang- und Surf-Gitarrensounds nicht leugnen und mit selbstbewusstem Aplomb in den Feldern erhabener Americana Melodien ernten, die sich auf das Wesentliche beziehen – ohne sich des Stempels „Indie-Dream-Pop“ zu schämen.


Es wäre bei weitem zu kurz gegriffen, hier lediglich ein „for fans of Mazzy Star, Lana Del Rey, Chris Isaak, Lera Lynn oder Big Star…“ anzubringen. Der old-school Gitarren-Twang, hier und da mit Bottleneck jubilierend oder stilvoll mit Hall durchtränkt, der orthodoxe, so gar nicht nach forschem Furor klingende Höfner-Bass, das rasselnde Schlagzeug und die sparsam eingesetzten Tasten – all das hat wenig zu tun mit Modernismus und gar nichts mit den musikalischen Stilen, denen U30-Menschen im Indie-Kosmos normalerweise gerne frönen.


Aber es ist alles andere als Retro. Denn es wirkt nichts inszeniert, hier wird kein Stil-Manierismus betrieben, es werden überraschende Wendungen eingebaut, Lo-Fi Indie-Pop klang lange nicht mehr so zeitlos. Ihre Songs selbst sind geheimnisvoll, zwischen Introspektion und Ungestüm pendelnd, spannend und reflektiert. Wie ihre Texte, die sich weit herauswagen aus der eigenen Komfortzone und tief blicken lassen in die Psyche von Sängerin, Songschreiberin und Bassistin Luca Celine Müller – deren Stimme im Übrigen auch an Cowboy Junkies-Sängerin Margo Timmins erinnert.


Man mag darin in Summe nicht das nächste große Ding erwarten, eher schon verströmen Gardens eine Atmosphäre der Unaufgeregtheit. Ihnen gelingt der Spagat, all das souverän und anstrengungslos zu vereinen – nichts klingt überschäumend, alles wird dem Song und dem Sound untergeordnet. Sie sind, wenn man so will, spektakulär unspektakulär. Und grandios. Hört nur mal ihr auf Siluh Records veröffentlichtes Langspiel-Debüt „Flaws“, ein wirklich Song für Song großartiges Album, das in Gänze deep und gleichzeitig erfrischend ist. Und freut euch auf ihren Live-Auftritt beim OBS. Wir hatten das Vergnügen, beim ESNS-Festival gleich zwei ihrer Konzerte erleben zu dürfen. Danach war sonnenklar, dass wir sie buchen würden. Und dann noch der Name: Gardens, bei uns im OBS-Garten, also bitte! A match made in heaven.

(Foto: Laura Spes)

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Hintergrund-Foto: Lucja Romanowska

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