Projekt Beschreibung

LOKI

Manchmal geschehen Dinge… Unmittelbar vor dem letztjährigen OBS musste Malva leider aus Krankheitsgründen absagen. Schnell musste Ersatz her. Es ergab sich, verschiedensten Zufällen geschuldet, dass LOKI einspringen konnten. Und wie. Wer ihren samstäglichen Auftritt in aller Frühe miterlebte, war geplättet, hingerissen, überrascht. Es war unglaublich stimmig und schön. Die großen und die kleinen Gefühle, musikalisch derart stilsicher dargeboten, so mitreißend, dass sonnenklar war: LOKI müssen wiederkommen.

Diese achtköpfige Band sollten erlebt haben: Was da mit Gitarren, Synthies, Bass, Drums, Geigen, Cello, wunderschönem Harmoniegesang und Blasinstrumenten von der Bühne kommt, hat locker hohes internationales Format. Über allem steht die Stimme von Marc Grünhäuser. Zurückhaltend und doch bestimmt – zart, aber zugleich dynamisch., ohne jegliche Übertreibungen.

Und die Songs, diese Songs! Ihre Lieder können alles: mitreißen, mitfühlen lassen, Menschen zum Verstummen bringen oder zum sanften Mitsingen, zum Tanzen, zum Lächeln. Sie blättern völlig ohne Effekthascherei Geschichten auf, die poetisch stets einen emotionalen Kern umfloren, die verdutzt machen und es uns leicht machen sich in ihnen zu verlieren, in ihren Worten zu schwelgen. Geschichten und Worte sind das, auf die ich neidisch werden könnte – einfach weil sie nicht mir eingefallen sind.

LOKI können Songs über offene Wunden kleben, mit großen Melodien als kleiner Trost. Sie strahlen eine wohltuende Unbekümmertheit und ungefilterte Liebe zur Sache aus – und doch klingt alles so schlau, so reif, so völlig ohne jegliches Apropos. Sie beherrschen die Klaviatur des Emotionskinos, in ruhigen Momenten verströmen sie eine geradezu heilende Kraft, der man staunend mit offenem Mund oder in sich gekehrt mit geschlossenen Augen folgt. Und wenn sie dann opulenter zu Werke gehen, Streicher, Harmoniegesang, Keyboardteppiche und stilsicheren Groove auf vormals zart angelegte Gitarrenfragmente schichten – dann sind alle Schleusen geöffnet, dann gibt es kein Halten mehr, dann entsteht im wahrsten Sinne ein Klangkörper, der größer ist als die Summe seiner Teile und eine unaufgeregte Wucht ohne Pathos entwickelt. Sie sperren sich nicht gegen Eingängigkeit – Beliebigkeit dagegen wird man bei ihnen nicht finden.

Dass sie schon für den popNRW-Preis nominiert waren, bei der c/o pop oder dem Reeperbahnfestival auftraten oder dass die Streamingzahlen des einen oder anderen LOKI-Songs an der Millionen-Marke kratzen – all das könnte man fast als Zeichen sehen, dass die Menschheit doch noch nicht verloren ist. Wenn diese komplett DIY entstandene und verbreitete Musik, die nicht auf Mainstream abzielt, sich auch ohne Business-Power im Rücken schon recht weitflächig Gehör verschafft, dann ist die Hoffnung nicht verloren.

Aber: Was ist das nun? Groß aufgebohrter Indie-Folk, ausgeklügelter Pop, der hymnische Qualitäten eher unterschwellig transportiert? Vielleicht. Aber wie man LOKIs Musik nennt, ist ohnehin völlig egal. Denn sie ist groß. Man will weinen, in der nächsten Sekunde sich bewegen. Und vor allem will man nicht mehr aufhören, diese Band zu hören. Hach! Man möchte durchgängig seufzen.
Musik kann wirklich etwas so enorm Schönes sein.

(Foto: Franca Hengstermann)

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