Projekt Beschreibung

LUCY KRUGER & THE LOST BOYS

Bereits fünf Alben hat die in Berlin lebende Südafrikanerin der Welt geschenkt – und es scheint, als sei ihr Weg das Ziel gewesen. Stets wohnte ihrem Sound eine sehnsuchtsvolle Düsternis inne – wurden anfangs noch fast minimalistische Slowcore-Folk-Muster bedient, so schwingt sich ihr Sound heutzutage allerdings eher zu einem existentialistischen Art-Pop-Ambient-Noise auf, der sich am sonischen Crescendo musizierender Schmerzensmenschen bedient, laute, harte Töne setzt und doch unmittelbar verdeutlicht, das da immer ein emotionaler Kern in diesem Mahlstrom aus Sound vernehmbar ist. Dieser Kern besteht aus allem, was den Menschen, nein, was Lucy Kruger verzweifeln lässt, ist Verlangen und Verlust, Angst und Vereinsamung, Zerstörung und die große Liebe. Lucy Kruger singt über menschliche Sinneserfahrungen, vom Berühren, Riechen und Schmecken, ihre Texte und ihre Musik sind sehr, sehr körperlich und ungemein persönlich. Diese Welt kann ohnehin nicht erklärt werden, aber man kann versuchen, die eigenen Dämonen dadurch zu besiegen, dass man sie nennt, sie vor sich hertreibt, sich nicht hinter Erzählebenen versteckt. So lange, bis sie andere Gestalt annehmen, greifbar werden und vielleicht sogar besiegt werden können. „Alles an dieser Weiterentwicklung ist organisch und schlüssig – und die Song-Ideen scheinen der vielbeschäftigten Künstlerin ohnehin niemals auszugehen“ schreibt Ralf Hoff auf plattentests.de, „Immer wieder (geht es) um weibliche Körperlichkeit und Anziehungskraft – aber Leidenschaft und Liebe funktionieren selten ohne Ohnmacht oder Angst.“

Lucy Kruger & The Lost Boys sind im düsteren Fach unterwegs – aber sie hangeln sich nicht von einer großen Geste zur nächsten, vermeiden es geflissentlich, den Bogen zu überspannen und sich selbst mit wohlfeilen Floskeln der Theatralik zu überhöhen. Und bei aller Coolness ist auch Zynismus ihre Sache nicht. Nein, mittlerweile wirken ihre Live-Auftritte eher wie eine öffentliche Therapie, eine Reinigung, ein Fegefeuer. Laut, schartig, morbid und emotional. Die Welt ist Moll, gute Laune wohnt hier demnach schon lange nicht mehr – aber nachdem sie ausgezogen war hat sie gemerkt, dass ihre Freundinnen Ernsthaftigkeit und Sinnsuche weit begehrenswertere Geschöpfe sind als sie.

Man sehe es mir nach, denn für solche Taschenspielertricks kommt man gemeinhin in die musikjournalistische Hölle, aber um die Reise nachzuvollziehen, die Lucy Kruger bisher hinter sich gebracht hat, möge man sich vorstellen, dass (`tschuldigung) eine etwas unsicher nach der richtigen Richtung suchende Hope Sandoval einen Weg einschlug, an dessen Ende sie sich in PJ Harvey verwandelt hatte. Das Innere wird nach außen gestülpt, mit allen Konsequenzen. Und das fühlt sich verdammt richtig an.
Es dürfte ein sehr intensives Konzert unter unserem Kirschbaum werden.

(Foto: Francis Broek)

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