Tommy & The Teleboys

Im Schatten der Plattenbauten der mitteldeutschen Provinz zwischen Halle und Berlin spielt das Quartett lauten und verschwitzten Psychedelic Fuzz Rock. Gitarren, Synthies, mal garniert mit einer zuckersüßen Westcoast-Melodie, mal mit der Noise -Brechstange. Frisch, wild, verspielt, laut, zeitgemäß und doch von einem Hauch Retro umweht. Irgendwie anders und immer überraschend, das sind Tommy & The Teleboys. Eine Band, die Stile zusammen bringt, Vorbildern nacheifert und doch einen eigenen, schwer beschreibbaren Sound hat. „Tatsächlich war der Psych Rock schon lange nicht mehr in so guter Verfassung, wie hier“ ist ARTNOIR fast erstaunt.


Hier wird Garagenrock mit Psychedelia gefüttert, Postpunk, Krautrock oder Electronica ausprobiert.
Eine aufpeitschende Rhythmusgruppe und fiebrig-flirrende Gitarren verhindern jede Stagnation. Tanzbar, groovy, wild und voller Melodien, dann wieder relaxt und schwebend. Sie singen “Gib mir”, aber sie geben selber. Alles. Immer.
Ihr auf Noisolution erschienenes Album „Gods, Used, In Great Condition”, komplett DIY eingespielt, ist ein Kessel Buntes, ein unschuldiges Manifest der Stilvielfalt, völlig begeisternd, völlig losgelöst von jedweder Festlegung. Das „platzt fast vor Ideenreichtum“ konstatiert der Rolling Stone und Eclipsed erkennt anerkennend dass die Band „nur so vor Selbstvertrauen strotzt“.


Auch textlich bezieht sich Vieles aufeinander. Es geht in ihren Songs um Jesusfanatiker, hängengebliebene Konservativradikale, einen selbstverliebten Jeff Bezos und deren Konflikte in einer dystopischen aber auch schönen (Parallel)welt: dem Televerse. (Filmrechte noch nicht vergeben.) Alles wild, aber alles kein Zufall, sondern durchdacht und gekonnt. Wie kann man so viele Ideen haben, von denen keine einzige scheiße ist?


Und live erst: was für ein Gerät. Was machen die da, fragt man sich, und: wie machen die das? Wild, verspielt, losgelöst ist das. Es rockt, kracht und ballert. Das ist, so kalkuliert sich das musikalische Konzept auch lesen mag, alles andere als verkopfter Math-Rock. Nein, es sprüht vor Ideen, ist zügellos, macht Spaß, ist rauschhaft, magisch und mitreißend. Das wird `ne Wucht unter unserem Kronleuchter.

(Schön menschelnde Randnotiz: Gitarrist Simon schreibt mir: „Ich bin OBS-Fan. 2011 durfte ich mit 15 das erste Mal mit zum OBS kommen und erinnere mich, dass ich sogar ab und zu Erfolg dabei hatte, am Ausschank Bier zu kaufen. Das OBS ist das erste Festival gewesen, auf das ich je gegangen und immer wieder zurückgekehrt bin.“ Hach. Wie schön, dass unsere Beiträge zur musikalischen Sozialisation begeisterter Kids auf solch fruchtbaren Boden fallen! Ansonsten gilt aber natürlich: kein Alkohol an Jugendliche unter 16, logisch.)

(Foto: Anne Waltenburg)

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Hintergrund-Foto: Lucja Romanowska

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